Kotzebue

Kotzebue
Kọtzebue
 
[-bu],
 
 1) August von (seit 1785), Dramatiker, * Weimar 3. 5. 1761, ✝ (ermordet) Mannheim 23. 3. 1819, Vater von 2); 1780 Advokat in Weimar, 1781-90 in russischen Diensten; 1797-99 Theaterdichter in Wien; wurde 1800 bei seiner Rückkehr nach Russland wegen eines seiner Dramen verhaftet und nach Sibirien verbannt, nach einigen Monaten jedoch rehabilitiert und zum Direktor des Deutschen Theaters in Sankt Petersburg berufen. Ab 1803 Herausgeber von Zeitschriften, die sich gegen Goethe, die Romantiker und Napoleon I. richteten. 1813 wurde er russischer Generalkonsul in Königsberg (heute Kaliningrad), 1816 Staatsrat in Petersburg, 1817 persönlicher Berichterstatter des Zaren, in dessen Auftrag er Deutschland bereiste. In seinem 1818 gegründeten »Literarischen Wochenblatt« verspottete er die liberalen Ideen der Burschenschafter; er wurde von dem Studenten K. L. Sand erstochen.
 
Mit A. W. Iffland war er der die Bühne beherrschende Unterhaltungsdramatiker seiner Zeit, seine mehr als 200 Dramen waren auch im Ausland erfolgreich. Goethe ließ während seiner Theaterleitung in Weimar (1791-1817) etwa 90 Dramen Kotzebues spielen. Begabt mit einem sicheren Instinkt für Bühnenwirksamkeit und -technik, verdrängte Kotzebue das alte Ritterstück durch dramatisch-sentimentale Familiengemälde. Am geglücktesten sind seine Lustspiele (»Die beyden Klingsberg«, 1801; »Die deutschen Kleinstädter«, 1803).
 
Weitere Werke: Dramen: Menschenhaß und Reue (1789); Der Rehbock oder Die schuldlosen Schuldbewußten (1815; Vorlage für A. Lortzings Oper »Der Wildschütz«).
 
Autobiographie: Das merkwürdigste Jahr meines Lebens, 2 Teile (1801).
 
Ausgaben: Theater, 30 Bände und 10 Supplementbände (1840-41); Schauspiele, herausgegeben von J. Mathes (1972).
 
 
K.-H. Klingenberg: Iffland u. K. als Dramatiker (Weimar 1962);
 G. Giesemann: K. in Rußland (1971);
 F. Stock: K. im literar. Leben der Goethezeit. Polemik, Kritik, Publikum (1971);
 D. Maurer: A. von K. Ursachen seines Erfolges (1979);
 J. Strohschänk: William Dunlap u. A. von K. - dt. Drama in New York um 1800 (1992).
 
 2) Otto von, russischer Naturforscher deutscher Abkunft, * Reval 30. 12. 1787, ✝ ebenda 15. 2. 1846, Sohn von 1); unternahm drei Reisen um die Erde, 1803-06 (als Kadett unter A. J. von Krusenstern), 1815-18 und 1823-26. Auf der zweiten Reise, an der A. von Chamisso als Naturforscher teilnahm, entdeckte er in der Gruppe der Tuamotuinseln das große Atoll Tikahau (damals Krusensterninsel benannt) und 1816 an der Westküste Alaskas den nach ihm benannten Kotzebue-Sund.
 
Werke: Entdeckungs-Reise in die Süd-See und nach der Berings-Straße. .., 3 Bände (1821); Neue Reise um die Welt, in den Jahren 1823, 24, 25 und 26, 2 Bände (1830).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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